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Zahngesundheit in der Schwangerschaft

15.7.2015
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Zahngesundheit in der Schwangerschaft


Den meisten von uns ist nicht bewusst, dass Zahngesundheit und Schwangerschaft in enger Beziehung miteinander stehen. Erkrankungen des Zahnhalteapparates wie Parodontitis und Gingivitis liefern nicht selten die Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch und haben innerhalb der Schwangerschaft u.U. verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit der Mutter und des ungeborenen Kindes.

 

Zur Vorbeugung ist eine intensive Mundpflege und eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung unabdingbar, die in ganz besonderem Maße in der Schwangerschaft bedeutsam werden.

 

In der Schwangerschaft kommt es durch Hormonumstellungen zu einer vermehrten Durchblutung und Auflockerung des Schleimhautgewebes sowohl in der Gebärmutter als auch in allen anderen Schleimhäuten der schwangeren Frau. Dies führt zu einer hohen Anfälligkeit gegen Bakterien und daraus resultierenden Entzündungen bereits bei geringen Mengen von Zahnbelägen, das Zahnfleisch ist weicher und manchmal leicht angeschwollen. Vermehrtes Zahnfleischbluten ist oft das erste Anzeichen einer Zahnfleischentzündung. Man spricht dann von Schwangerschafts-gingivitis. 

In manchen Fällen kann es zu extremen Zahnfleischwucherungen kommen, die meist zwar schmerzunempfindlich sind, aber wie „Schmutzfänger“ wirken und evtl. zur Vorbeugung von weitergehenden Schäden eine chirurgische Gewebsentfernung durch den Zahnarzt notwendig machen.

 

Viele Schwangere leiden in den ersten Monaten unter starker Übelkeit und müssen sich häufig erbrechen, dies kann durch die Magensäure den Zahnschmelz stark angreifen. So sollten dann nicht sofort die Zähne geputzt werden, weil angelöster Zahnschmelz dann quasi „weggeputzt“ wird, sondern die Magensäure im Mund durch intensives Spülen mit Wasser „verdünnt“ werden, bis sie keinen Schaden mehr anrichten kann.

 

Frisches Obst und Gemüse sollte unbedingt zum täglichen Speiseplan gehören.

Veränderte Essgewohnheiten während der Schwangerschaft tragen dazu bei, dass das natürliche Gleichgewicht der Mundflora gestört werden kann. Der häufige Verzehr zuckerhaltiger Lebensmittel führt zu einer drastischen Vermehrung der Karies- und Parodontosebakterien, saure Speisen greifen den Zahnschmelz an.

Süßigkeiten und ständige Säureangriffe auf die Zähne sollten vermieden werden oder zu den Hauptmahlzeiten gegessen werden. Anschließend daran sollten die Zähne geputzt werden, bei säurehaltigen Speisen oder Getränken jedoch erst nach mindestens einer halben Stunde Wartezeit.

 

Aber besonders die Anfälligkeit für die Entstehung einer Parodontitis steigt. Im Unterschied zur Gingivitis sind die Folgen der Parodontitis unumkehrbar:

Aufgrund des fortgesetzten Entzündungsgeschehens beginnen die Zähne zu wackeln, verlieren schließlich ihren Halt im Kieferknochen und fallen aus.

 

Die Parodontitis gehört zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt.

 


Parodontalerkrankungen beginnen mit der Bildung von Zahnbelägen, das Zahnfleisch wird gereizt und es treten die typischen Entzündungsreaktionen mit einer erhöhten Blutungsneigung auf.

 

In früheren Generationen sagte man: „Jedes Kind, das unterwegs ist, kostet die Mutter einen Zahn“ und sah dies als unabwendbares Schicksal der Schwangeren an.

 

Heute weiß man, dass Zahnprobleme der Mutter während der Schwangerschaft u.U. die Gesundheit von Mutter und Kind kosten können.

 

Parodontitis-Bakterien gelangen in den Blutkreislauf und lösen Immunreaktionen aus. Durch Zytokine und duch die Bakterien kann eine Wachstumsstörung des Ungeborenen, ein Sprung der Fruchtblase und oder verfrühte Wehen ausgelöst werden. Dadurch droht eine perinatale Sterblichkeit des Ungeborenen oder eine Frühgeburt mit zu niedrigem Geburtsgewicht des Neugeborenen. Das Frühgeburtsrisiko steigt bei Schwangeren mit Parodontitis enorm an und jede Frühgeburt stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko für das Kind dar.
 

Viele Schwangerschaftskomplikationen, die auf Parodontalerkrankungen zurückzuführen sind, könnten durch regelmäßige Zahnarztbesuche, professionelle Zahnreinigung und eine optimale häusliche Mundhygiene vermieden werden.

 

Zu Beginn einer Schwangerschaft sollte ein Untersuchungstermin in der Zahnarztpraxis vereinbart werden, um zu kontrollieren, ob die Zähne und das Zahnfleisch in Ordnung sind und es ggf. zu behandeln.

Wegen der Gefahr eines Abortes sollten in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft Anästhesien vermieden werden und – abgesehen von Prophylaxemaßnahmen – nur dringend erforderliche Zahnbehandlungen durchgeführt werden. Aber gerade deshalb ist es notwendig, während der Schwangerschaft die regelmäßigen zahnmedizinischen Kontrolluntersuchungen penibel einzuhalten, da nur auf diese Weise mögliche Entzündungen frühzeitig entdeckt und behandelt werden können.

 

Das vermehrte Auftreten von Zahnfleischbluten ist ein deutliches Warnsignal, das eine Optimierung der täglichen Zahnpflege zu Hause notwendig und professionelle Reinigungsmaßnahmen erforderlich macht, der Zahnarzt kann hierzu hilfreiche Ratschläge geben.

 

Auch Frauen mit Kinderwunsch sollten das Gespräch mit ihrem Zahnarzt suchen. Gerade vor einer geplanten Schwangerschaft liegt der ideale Zeitpunkt, um bereits im Vorfeld alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, die für die Gesundheit von Mutter und Kind wichtig sind. Frauen im gebärfähigen Alter mit Kinderwunsch sollten daher nicht nur ihren Gynäkologen aufsuchen, sondern auch ihren Zahnarzt um Abklärung ihrer parodontalen Situation.

Die ständig wachsenden wissenschaftlichen Erkenntnisse über die engen Verbindungen medizinischer Teilbereiche erstrecken sich in hohem Maße auch auf den Bereich der Zahnheilkunde.

 

Das wahre Ausmaß der systemischen Auswirkungen der pathogenen Prozesse in der Mundhöhle und deren medizinische Bedeutung ist sehr hoch.

  

Aufgrund dieser hohen systemischen Auswirkung parodontaler Geschehnisse sollte die vermehrte Zusammenarbeit von Gynäkologen und Zahnärzten angestrebt werden. Vielfach wird heute noch die Bedeutung der Mundgesundheit unterschätzt.

 

Ganz allgemein muss über die lokalen Probleme mangelhaften Zahnbestandes und entzündlicher Erscheinungen hinaus, wie die Beeinträchtigung der Kaufunktion und der Sprache sowie des Aussehens, an die gesamtgesundheitlichen Risiken und die daraus oft folgenden psychischen Beeinträchtigungen bis hin zum Verlust von sozialer Akzeptanz gedacht werden.

Insbesondere die systemischen Auswirkungen einer unbehandelten Parodontitis wurden vielfach untersucht. Die Parodontits wird als mitauslösend bei Diabetes mellitus und Schwangerschaftsdiabetes, Arterienverkalkung, Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenentzündung, Präeklampsie (einer Multiorganerkrankung, die lebensbedrohlich für Mutter und das Ungeborene ist) , untergewichtigen Frühgeburten sowie rheumatoider Arthritis verantwortlich gemacht.
Durch eine unbehandelte Parodontitis kommt es zur Streuung sowohl von Bakterien und bakteriellen Stoffwechselprodukten als auch von körpereigenen Botenstoffen in die Blutbahn, die die Entzündungsvorgänge befeuern.


Speziell während der Schwangerschaft können diese riskante Auswirkungen hervorrufen, die Einfluss auf den Verlauf der Schwangerschaft, eine verfrühte Wehentätigkeit und dem Geburtsablauf haben sowie das Ablösen der Plazenta verursachen können.

 

Es ist bekannt, dass parodontalpathogene Keime durch die Plazenta zum Ungeborenen gelangen und hier zu Infektionen des Fötus  führen und Früh- oder Fehlgeburten auslösen können.

 

Daher ist die Vorsorge bzw. die Behandlung einer Zahnfleischentzündung und Parodontitis so frühzeitig wie möglich vorzunehmen, da die Auswirkungen einer Verschleppung oraler Keime ins Blut im letzten Schwangerschaftsdrittel nicht mehr wirksam verhindert werden können.

 

Leider erfolgt häufig noch keine ausreichende und umfassende Aufklärung über die dramatischen Zusammenhänge von Mund- und Zahnerkrankungen für die Gesundheit von Mutter und Kind zu Beginn der Schwangerschaft durch die Gynäkologen.

 

 

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